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RL 12 titelbild
, © Isabella und Werner Oswald
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Rote Liste der Pilze Vorarlbergs

Rote Liste der Pilze Vorarlbergs

Dämon, W., Oswald, I. & Oswald, W. (2023): Rote Liste gefährdeter Pilze Vorarlbergs. – Rote Listen Vorarlbergs, 12: 285 S.; Dornbirn (inatura).

Permalink
http://www.inatura.at/forschung-online/RL-12_fungi.pdf

Ein Inventar der Pilze Vorarlbergs

Rund 2.100 Arten von Großpilzen wurden bisher in Vorarlberg festgestellt. Ein Sechstel davon muss als gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht gelten, ein weiteres Sechstel wird als potentiell gefährdet eingestuft. Dies ist die ernüchternde Bilanz der ersten Roten Liste der Großpilze Vorarlbergs. Gefährdungsursachen sind ein Überangebot an Nährstoffen, die Vernichtung bzw. die ökologische Verschlechterung von Lebensräumen, Zufallsereignisse sowie die Auswirkungen des Klimawandels.

Seit kurzem liegt die erste Bestandsaufnahme und Gefährdungseinstufung der Großpilze (»Makromyzeten«) Vorarlbergs als Buch vor. Sie enthält nur jene Arten, deren Fruchtkörper mit freiem Auge gut sichtbar sind. Aus methodischen und systematischen Gründen konnten Kleinpilze, Brandpilze, Schimmelpilze und Flechten nicht berücksichtigt werden. Dennoch verzeichnet das Buch eine beeindruckende Zahl von 2.100 Arten.

»Mit dieser Roten Liste zeigt die inatura eindrücklich, dass die Welt der Pilze weit größer ist als das, was wir als essbare „Schwämmle“ wahrnehmen. Sie lenkt unseren Blick auf eine Lebensform, die unsere Umwelt oft unbemerkt bereichert – so unbemerkt, dass wir uns ihrer Gefährdung gar nicht bewusst sind«, führt Landesrat Zadra aus. Pilze sind unverzichtbare Bestandteile unserer Ökosysteme. Helfen die einen mit, abgestorbenes Pflanzenmaterial zu zersetzen, so machen andere als Symbiosepartner das Wachstum gar nicht weniger Pflanzenarten überhaupt erst möglich. So ergänzt Landesrat Zadra: »Wollen wir die Pilze schützen, so steht der Schutz ihrer Lebensräume an vorderster Stelle«.

Übrigens: Pilze sind keine Pflanzen. Zwar werden sie traditionell der Botanik zugerechnet, aber sie betreiben keine Photosynthese und stehen damit dem Reich der Tiere weitaus näher als dem der Pflanzen. In letzter Konsequenz werden die Pilze heute als eigenes Reich unter den Lebewesen (gleichberechtigt auf einer Ebene mit Tieren und Pflanzen) angesehen.

Pilze habe eine für die Forschung unangenehme Eigenschaft: Das, was wir als Pilz wahrnehmen, ist eigentlich nur der Fruchtkörper. Das eigentliche Lebewesen mit seinem Pilzgeflecht bleibt dem menschlichen Auge verborgen. Wann ein Pilz Fruchtkörper ausbildet, lässt sich nicht vorhersagen. Sie können an einer Lokalität oft über mehrere Jahre ausbleiben. Damit sind aber fast keine Aussagen über Bestand und Häufigkeit einer Art möglich. Isabella (†) und Werner Oswald (Frastanz) haben dennoch durch ihre jahrelange Bestandsaufnahme und ihr umfassendes Pilzwissen die Grundlagen geschaffen, welche die nun im Druck vorliegende Rote Liste überhaupt erst möglich gemacht haben. Der Biologe und Pilzspezialist Wolfgang Dämon (Salzburg) hat diese Daten ausgewertet und den Gefährdungsgrad der einzelnen Arten festgelegt.

Die Pilze, die sich in dieser Rote Liste finden, sind Großpilze, also jene, deren Fruchtkörper mit bloßem Auge erkennbar ist. Darunter sind auch weit verbreitete und beliebte Speisepilzarten. Für sie besteht gemäß den Einstufungskriterien der Roten Liste Pilze Vorarlberg aktuell keine Gefährdung. Damit auch in Zukunft noch genügend Exemplare für sammelnde Pilzliebhaber:innen zur Verfügung stehen, ist das Gebot der Stunde, die Lebensräume der Pilze zu schützen und sie nach Möglichkeit sogar zu verbessern.

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