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Foto Forschung
Forscherin auf der Wiese, © J. G. Friebe
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Forscherin auf der Wiese, © J. G. Friebe

Forschungsprojekte 2018

Forschungsprojekte 2018

Im Jahr 2018 unterstützte die inatura folgende Forschungsprojekte

Fächerübergreifende Projekte

Naturmonografie Wildnisgebiet Samina- und Galinatal
Botanisch-Zoologische Gesellschaft BZG (Vaduz / FL) / Dipl.Geol. Rudolf Staub
 
Durch die naturräumliche Ausgangslage ist im Samina- und Galinatal im Grenzbereich zwischen Liechtenstein und Vorarlberg eine beeindruckende Naturlandschaft entstanden. Dank ihrer Schroffheit und Abgeschiedenheit blieb sie in ihrer Ursprünglichkeit bewahrt und stellt so einen starken Gegensatz zu den nur wenige Kilometer entfernten, stark anthropogen beeinflussten Ballungsgebieten von Alpenrheintal und Walgau dar. Die Förderung einer frei ablaufendenden natürlichen Dynamik wird auch im Naturschutz zunehmend als Strategie verfolgt. Wildnisgebiete schaffen dabei eine wichtige Ergänzung zum eher konservierenden Naturschutz in den bisherigen Naturschutzgebieten. Das Samina- und Galinatal ist ein ideales Modellgebiet um die naturkundliche Bedeutung von Wildnisgebieten aufzuzeigen. Dazu sollen die Naturwerte im Detail erfasst und im Rahmen einer Monografie aufbereitet werden. Gleichzeitig wird damit eine wesentliche Grundlage für die zukünftige Wildnisdiskussion in Liechtenstein und Vorarlberg geschaffen.
 

Erfolgskontrolle Hochmoorrenaturierung Götzner Moor
Naturschutzbund Vorarlberg / Mag. Bianca Burtscher
 
Im Interreg-Projekt "Nachhaltiges Moormanagement" konnte der Naturschutzbund Vorarlberg das Hochmoor im Götzner Moor durch umfangreiche Gehölzentnahmen und den Einbau von 19 Stauwehren in alte Entwässerungsgräben aufwerten und somit die Voraussetzungen für eine Regenerierung des Torfkörpers schaffen. Es ist zu erwarten, dass von der Auflichtung der Hochmoorflächen und den Verbesserungen des Wasserhaushaltes zahlreiche typische Arten der Zwischen- und Hochmoore profitieren werden. Ziel des beantragten Projektes „Erfolgskontrolle Hochmoorrenaturierung Götzner Moor“ ist die wissenschaftliche Dokumentation des Artenwandels in der Anfangsphase nach erfolgter Renaturierung. Da es sich um die erste Hochmoorrenaturierung in Vorarlberg handelt, erhoffen wir uns von der Erfolgskontrolle auch Hinweise für Verbesserungen bei zukünftigen Renaturierungsprojekten ähnlicher Art.

Mykologie / Lichenologie & Botanik

Ein Beitrag zur Kenntnis der alpinen Pilze Vorarlbergs
Werner & Isabella Oswald (Frastanz)
 
Obwohl alpine Standorte eine Vielzahl von spezialisierten Pilzarten aufweisen, sind diese im Vergleich zu den Pilzen tieferer Lagen in Vorarlberg deutlich weniger intensiv untersucht. Aus diesem Grund, sowie wegen des überdurchschnittlich hohen Anteils von Rote-Liste-Arten in dieser Höhenstufe, sollen Begehungen verschiedener alpiner Standorte durchgeführt, die Pilzarten dokumentiert und interessante Funde als Belege konserviert werden. Bei bisherigen Exkursionen in potenziellen Untersuchungsgebieten konnten bereits mehrere mögliche Erstfunde für Vorarlberg sowie österreichweit vom Aussterben bedrohte Pilzarten nachgewiesen werden. Die Arbeiten erfolgen in enger Zusammenarbeit mit der Abteilung Botanik am Universalmuseum Joanneum (Mag. Gernot Friebes).
  

Rote Liste der Pilze Vorarlberg
Dr. Wolfgang Dämon (St. Georgen bei Salzburg)
 
Pilze sind weit mehr als Steinpilze, Eierschwammerl & Co. - Pilze sind extrem vielfältige und artenreiche, in allen Lebensräumen gegenwärtige Lebewesen. Sie stellen - neben den Tieren und Pflanzen - ein eigenes Reich der Organismen dar. So wie zahlreiche Tier- und Pflanzenarten sind heute auch viele Pilzarten gefährdet, vor allem durch den Verlust ihrer Lebensräume. Aktuell sind in Vorarlberg knapp 2.000 Arten von Großpilzen bekannt. Im aktuellen Projekt wird erstmals die Gefährdungssituation der Pilze speziell in Vorarlberg analysiert und bewertet und eine „Rote Liste der gefährdeten Pilze Vorarlbergs“ erstellt. Dazu werden sowohl die bisher erfassten Verbreitungsdaten (in der Datenbank der Pilze Österreichs) ausgewertet als auch ergänzende Datenerhebungen in ausgewählten Lebensräumen Vorarlbergs durchgeführt. Die Ergebnisse des Projekts sollen bis spätestens 2020 in einem umfassenden, informativen, anschaulichen und reich illustrierten Kompendium über die gefährdeten Pilze Vorarlbergs und ihrer Lebensräume dokumentiert werden.
 

Assoziationen epi- bis endolithischer / saxicoler Flechten auf dem Reiselsberger Sandstein
Mag.Dr. Margot Kaufmann (Lochau)
 
Der Reiselsberger Sandstein der Flyschzone ist ein Quarzsandstein mit variablem Anteil lithischer Komponenten. Im Gegensatz zu allen anderen Sandsteinen in Vorarlberg ist er kaum calcitisch zementiert. Er ist damit aus flechtenkundlicher Sicht quasi als Silikat- bis Silikatintermediär-Gestein anzusprechen. Dies, sowie seine Verbreitung vom Talboden (z.B. Eingang Saminatal) bis ins Gebirge (z.B. Furkajoch) lässt eine sehr diverse Flechtenflora erwarten. Die Studie hat zum Ziel, an unterschiedlich exponierten, möglichst großflächigen Aufschlüssen die Artengarnitur und insbesondere die Flechtenassoziationen zu erheben und letztere in Abhängigkeit der Standortbedingungen darzustellen.
 

Die spätglaziale und holozäne Vegetationsgeschichte des Moores "Turbastall" bei Schlins
Prof. Dr. Klaus Oeggl (Innsbruck)
 
Im November 2015 wurde in Schlins ein durch Torfabbau bis in die 1950er Jahre vollständig degradiertes Moor in einem Waldgebiet auf 560 m Seehöhe nach naturschutzfachlichen Gesichtspunkten aufgewertet. Im Zuge dessen wurde mit einem Torfbohrer die Tiefe sondiert und dabei auch 2 Proben zur Datierung entnommen. Dabei wurde eine Torfmächtigkeit von 6 m bis zum anstehenden Feinsediment festgestellt. Erste Analysen zeigen eine gute Erhaltung der Mikro- und Makrofossilien sowie eine gute Pollenführung. Somit liegt hier ein vegetationsgeschichtliches Archiv vor, das gute Ergebnisse für die lückenlose Erfassung der spät- und postglazialen Vegetationsentwicklung im Alpeninneren erwarten lässt.
 

Vom Menschen beschleunigte Hochmoorbildung im Kleinwalsertal
Prof. Dr. Joachim Schrautzer (Kiel)

Das Kleinwalsertal weist einen hohen Anteil naturnaher Moore auf. Bei vorausgehenden Untersuchungen fiel auf, dass sich in einigen dieser Moore auf Nieder- bzw. Übergangsmoortorfen oligotrophe Sphagnum-Torfe mit entsprechender Hochmoorvegetation entwickelt haben. Es gibt Hinweise darauf, dass diese Entwicklung teilweise jüngeren Datums ist und mit Entwässerung in Zusammenhang steht. Eine durch Entwässerung hervorgerufene Hochmoorbildung erscheint aber auf den ersten Blick unlogisch zu sein, da ein Absinken der Wasserstände in Mooren normalerweise den mikrobiellen Torfabbau beschleunigt. Ziel der Forschungsaktivitäten ist es, genauere Erkenntnisse über die Art der Hochmoortorfentwicklung und den Zeitraum ihrer Entwicklung zu gewinnen.
 

Aufarbeitung des Herbars Stanislaus Kaiser für die Studiensammlung der inatura - Erlebnis Naturschau Dornbirn
Mag. Alexandra Mätzler (Dornbirn)
 
Das Herbar von Stanislaus Kaiser wurde 2012 von der Gemeinde Frastanz an die inatura - Erlebnis Naturschau Dornbirn für die Aufbewahrung in der Naturwissenschaftlichen Studiensammlung übergeben. Im Jahr 2017 wurden bereits über 1.000 Belege aus 10 der gesamt 24 Schachteln systematisch eingeordnet, etikettiert und im BioOffice erfasst. Für 2018 ist die weiterführende Bearbeitung der verbleibenden 14 Schachteln und die Anlage von Bilddateien, deren Verknüpfung im BioOffice sowie die systematische Einsortierung in das Herbar der inatura geplant.

Zoologie

Aufbereitung der Ephemeroptera-Sammlung der inatura
Mag. Alexandra Mätzler (Dornbirn)
 
Im Rahmen der Erstellung der Roten Liste Eintagsfliegen wurde auch Belegmaterial gesammelt. Derzeit ist dieses Material nach Fundorten und Funddatum sortiert, jedoch nicht auf Artniveau getrennt. Für die Eingliederung in die Sammlung der inatura ist es notwendig, jedes einezelne Individuum dem entsprechenden Beobachtungsdatensatz zuzuordnen. Diese Arbeiten werden nicht zuletzt im Hinblick auf eine zukünftige Neufassung der Roten Liste notwendig.
 

Errichtung einer Zuchtanlage zur Aufzucht von Eintagsfliegenlarven
Mag.Dr. Peter Weichselbaumer (Tulfes)

Als Vorbereitung zur Erstellung der 2. Auflage der Roten Liste der Eintagsfliegen Vorarlbergs (Insecta: Ephemeroptera) wird im Laborraum der inatura eine Zuchtanlage eingerichtet und im Probebetrieb getestet. Sie soll eine Aufzucht von schlüpfreifen Nymphen (Larven im letzten Stadium vor der Häutung zur Subimago) zu Subimagines und Imagines ermöglichen. Bei taxonomisch schwer bestimmbaren Larven ist diese Vorgangsweise die einzige Möglichkeit, auch voll entwickelte Eier bzw. Genitalpräparate zur Bestimmung heranzuziehen.
 

Zur aktuellen Situation ausgewählter FFH-Schmetterlingsarten in Vorarlberg
Mag. Kurt Lechner (Weerberg) und Mag. Alois Ortner (Stans)
 
Als Mitglied der Europäischen Union hat sich Österreich verpflichtet, Maßnahmen zum Schutz und Erhalt von Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse zu ergreifen. Dazu gehört nicht nur eine Überprüfung der aktuellen Verbreitung der betroffenen Arten, sondern auch die Ausarbeitung gezielter Artenschutzkonzepte. Um den Richtlinien der EU zu entsprechen, ist es sinnvoll die aktuelle Situation (Verbreitung, Gefährdung, Erhaltungsmaßnahmen) der in den beiden Anhängen gelisteten Arten darzustellen.
  

Erweiterte Erfassung und Bewertung der Vorkommen des Apollofalters (Parnassius apollo) im Naturpark Nagelfluhkette
Mag. Carola Bauer (Egg)
 
Der grenzüberschreitende Naturpark Nagelfluhkette weist noch größere zusammenhängende Vorkommen des als potentiell gefährdet eingestuften Apollofalters (Parnassius apollo) auf. Meist handelt es sich um Sekundärlebensräume auf vom Menschen bewirtschafteten Alpflächen. In einer vorangegangenen Studie konnten sowohl Larval-, als auch Imaginalnachweise für das Lecknertal und das Balderschwangertal erbracht werden. Diese Grunderhebung ermöglichte Fundnachweise auf einzelnen Alpflächen, deckte allerdings aufgrund limitierender Faktoren nicht das komplette Gebiet ab. Ziel dieser Arbeit ist es nun, die Vorkommen des Apollofalters sowohl im Lecknertal, als auch im Balderschwangertal auf Grundlage der vorangegangenen Studie vollständig zu erfassen, um eine gesicherte Einschätzung und Bewertung der Populationen zu erhalten. Faktoren wie Populationsgrößen, Isolation oder Migration spielen u.a. hierbei eine wichtige Rolle. Aufgrund der geringen Individuenzahlen müssen möglichst viele beeinträchtigende Faktoren identifiziert werden, um die Qualität des Lebensraumes für den Apollofalter zu steigern und die wertvollen Vorkommen in Vorarlberg zu sichern.
 

Rote Liste der Schmetterlinge Vorarlbergs. Neubearbeitung
Dr. Peter Huemer (Tiroler Landesmuseen, Hall i/Tirol)
 
Der dramatische Rückgang an biologischer Vielfalt zählt heute zu den brisantesten umweltrelevanten Problemen, mit allen daraus resultierenden Folgen wie Instabilität von Ökosystemen, Störung von Nahrungsketten, Verlust von genetischen Ressourcen und generell einer nachhaltigen Einschränkung der menschlichen Lebensqualität. Rote Listen gefährdeter Arten, das sind Verzeichnisse von ausgestorbenen bzw. verschollenen Arten sowie solcher unterschiedlicher Gefährdungsstufen, sollen dieser Negativtendenz entgegenwirken. Sie zeigen die Gefährdung messbar auf und sind daraus resultierend ein wichtiges Instrumentarium für die Beurteilung der Wertigkeit von Lebensräumen und somit letztendlich eine Basis für den Arten- und Biotopschutz. Rote Listen sind eine wichtige Informationsquelle für die interessierte Öffentlichkeit, vom engagierten Grundeigentümer bis hin zu Fachleuten, aber auch insbesondere Behörden und Gesetzgeber. Die Rote Liste der Schmetterlinge war die erste Rote Liste Vorarlbergs. Eine Neubearbeitung nach etwa 20 Jahren erscheint auf Grund zahlreicher Wirkungsfaktoren, von Landschaftsverbrauch über Intensivierung bis hin zu Klimaerwärmung unumgänglich um auch weiterhin auf ein auf wissenschaftlich abgesicherten Daten basierende Instrumentarium im Naturschutz zurückgreifen zu können.
 

Aufarbeitung der Heteroptera Sammlung der inatura: Untersuchung der Beifänge des Baumkronenprojekts & Bearbeitung der Sammlung der Stella Matutina
Mag. Walter Niederer (Gaißau)
 
Die Rote Liste der Wanzen (Heteroptera) Vorarlbergs soll in den nächsten Jahren fertiggestellt werden. Als Datengrundlage dafür sollen alle zugänglichen Daten erhoben und berücksichtigt werden. Als nächste Schritte sollen zwei Belegsammlungen aufgearbeitet werden, die beide in der inatura Dornbirn in nicht final bearbeiteten Zustand vorhanden sind: 1) Beifänge aus dem Baumkronenprojekt von Uli Hiermann & Axel Gruppe. 2) Wanzen aus Vorarlberg aus der Sammlung der Stella Matutina.
 

Nahrungsökologie des Weissrückenspechtes: Untersuchung von xylobionten Käfern
Prof. Dr. Thibault Lachat (Berner Fachhochschule BFH, Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL)
 
Als reiner Insektenfresser ist der Weissrückenspecht von Waldinsekten und insbesondere von Larven von xylobionten Käfern abhängig. Die Quantität und die Qualität des Nahrungsangebots spielen wahrscheinlich beim Verteilungsmuster seiner Aktivität im Revier eine wichtige Rolle. In Vorarlberg, Liechtenstein und der Ostschweiz sind die Voraussetzungen sehr günstig, um zu untersuchen, wie forstlich unterschiedlich bis gar nicht mehr genutzte Wälder durch eine spezialisierte Art wie der Weissrückenspecht genutzt werden, und wie sich die Intensität der forstlichen Nutzung auf seine Fortpflanzungsleistung und Nahrungsökologie auswirkt. Dazu sollen die xylobionten Käfer im Raum Vorarlberg, Liechtenstein und Ostschweiz untersucht werden, um Verbindungen zu der Präsenz bzw. Absenz des Weissrückenspechtes zu erkennen. So können wir die Ausbreitung und Ansprüche des Weissrückenspechtes besser verstehen, um in die Zukunft diese Art besser fördern und schützen zu können. Des Weiteren werden wertvolle Daten zu den xylobionten Käfern gesammelt, die eine der meist bedrohten Artengruppe des Waldökosystems ist.
 

Die Weberknechte Vorarlbergs - Verbreitung, Ökologie und Naturschutz
Mag. Dr. Christian Komposch (Ökoteam Graz)
 
Im Fachlichen Naturschutz werden Weberknechte seit Jahren als Schutzgüter und als Bioindikatoren und Biotopdeskriptoren herangezogen. Beachtliche 56 % der heimischen Arten sind nach der aktuellen Roten Liste für Österreich gefährdet. Im Auftreten und Fehlen von wenig mobilen und anspruchsvollen Bodenbewohnern lassen sich historische Bewirtschaftungsweisen und anthropogene Eingriffe indizieren. Vorarlberg ist eine jener wenigen Landschaftsteile im Ostalpenraum, die opilionologisch noch unzureichend erforscht sind. Die 30 aus Vorarlberg bekannten Weberknechten entsprechen lediglich 47 % des bundesweiten Spektrums und spiegeln mit Sicherheit nicht das tatsächlich im Land lebende Artenspektrum wieder. Hauptziel des gegenständlichen Projekts ist es, jene Vorarbeiten zu leisten, welche die Herausgabe eines monographischen Buchprojekts "Die Weberknechte Vorarlbergs" ermöglichen. 
 

Aktualisierung der Roten Liste der Amphibien und Reptilien Vorarlbergs
Umweltbüro Mag. Markus Grabher (Bregenz)

Die Rote Liste der Amphibien und Reptilien Vorarlbergs wurde 2008 veröffentlicht. Seitdem hat sich der Wissenstand erweitert (beispielsweise existieren aktuelle Nachweise des Feuersalamanders), und es verändert sich das Verbreitungsbild mancher Arten (z.B. Ausbreitung von Seefrosch und Mauereidechse im Rheintal). Außerdem ist der Datenbestand heute generell besser, nicht zuletzt durch Projekte zu einzelnen Arten, durch Gutachtertätigkeiten und Beobachtungen unterschiedlichster Personen. Ziel ist eine Aktualisierung der Roten Liste der Amphibien und Reptilien Vorarlbergs durch Zusammenführung aller verfügbaren Daten und – optional – ergänzenden Erhebungen zur Schließung von Wissenslücken. 
 

Wiesenbrüter und Storch
Naturschutzverein Rheindelta
 
In den letzten Jahren wurde in Vorarlberg auch der Weißstorch (Ciconia ciconia) durch künstliche Niststandorte mit Erfolg gefördert. Er hat ein sehr breites Nahrungsspektrum und die Niststandorte befinden sich in manchen Gebieten direkt in den Brutgebieten der seltenen Wiesenbrüter-Arten. Unklar ist, ob diese Nist-Standorte ev. Auswirkungen auf die Bruterfolge der Wiesenbrüter im Gebiet haben könnten. In der Literatur lassen sich dazu keine genaueren Untersuchungen finden und bis jetzt konnte auch der Fraß von Jungtieren von Bodenbrütern nicht beobachtet werden. Allerdings ist nicht nur der Faktor Fraß entscheidend, sondern auch eine mögliche Störung der Wiesenbrüter.
 

Artenschutzkonzept Grauammer (Emberiza calandra)
Alwin Schönenberger (Lauterach)
 
Die Bestandsschätzung der Grauammer im Atlas der Brutvögel Vorarlbergs (2011) beläuft sich auf nicht mehr als 30 Brutpaare. Seit Jahren ist die Bestandsentwicklung dieser Art in Vorarlberg rückläufig. Seit 2013 sind einstige Brutgebiete im nördlichen Vorarlberger Rheintal wie z. B. das Lauteracher Ried und Rheindelta verwaist. Lediglich im Unterried im Naturschutzgebiet Bangs-Matschels halten sich noch wenige Vorkommen dieser Art. Der aktuelle Bestand der Grauammer im Jahr 2017 beläuft sich auf lediglich zwei Reviere im Unterried. Ein Bruterfolg konnte zuletzt im Jahr 2016 beobachtet werden. Für den Schutz der Grauammer und den Erhalt bzw. der gezielten Förderung der letzten Bestände in Vorarlberg sind Kenntnisse zu ihren Lebensraumansprüchen sowie zur Brutbiologie unabdingbar.
 

Bestandesüberwachung beim Kleinen Mausohr (Myotis oxygnathus) in der Pfarrkirche St. Georg in Sulz
Rene Güttinger (Nesslau / CH)
  
Im Nördlichen Alpenrheital wurde grenzüberschreitend ein langfristiges Monitoringprogramm zur Bestandesentwicklung des Kleinen Mausohrs realisiert. Nach Untersuchungen an drei Kolonien in den Jahren 2007 bis 2010 sowie 2013 wird dieses Programm nun weitergeführt. In der Pfarrkirche von Sulz lebt eine Mischkolonie von Großem und Kleinem Mausohr. Mit (bisher nachgewiesen) acht derartigen Kolonien ist das Alpenrheintal das Hauptverbreitungsgebiet dieser Fledermäuse in den Alpen. Für die Erfassung beider Arten in Mischkolonien wurde eigens eine spezielle Nachweismethode entwickelt. Beide Arten sind in Anhang II und Anhang IV der FFH-Richtlinie erwähnt.
  

Fortlaufende Dokumentation von Einzelbeobachtungen - Tiere und Pflanzen in Vorarlberg
inatura Abt. Forschung & Abt. Fachberatung
ehrenamtliche Naturliebhaber in ganz Vorarlberg

Erdwissenschaften

Geomorphological mapping, geoconservation and integration of geodiversity and biodiversity in Vorarlberg
Dr. Mat De Jong / Dr. Leo de Graaff (RFASE, Broek op Langedijk / NL)
   
Das Forschungsprojekt hat zum Ziel, die Beziehung zwischen Biodiversität und Geodiversität in Vorarlberg auf lokaler und regionaler Ebene zu beurteilen. Geodiversität umfasst das natürliche Spektrum von geologischen, geomorphologischen und bodenkundlichen Faktoren, die unsere Landschaft prägen. Biodiversität erfasst den Artenreichtum und ist ein wesentlicher ökologischer Faktor. Der Verlust von Lebensraum, Landschaftswandel und Klimawandel führen zu einem Rückgang an Tier- und Pflanzenarten. Als ein neuer Ansatz zur Analyse, Visualisierung und Quantifizierung der Kausalfaktoren wird das Konzept der Geodiversität zur Erklärung von Änderungen in der biologischen Vielfalt herangezogen. Daher werden die Geo- und Biodiversitäts-Inventare verschnitten und quantifiziert, um ihre Beziehungen im Allgemeinen und im Detail zu verstehen. Dies hilft Landschaftselemente zu identifizieren, die sowohl hinsichtlich ihrer Geodiversität als auch Biodiversität als wertvoll zu erachten sind. Zusätzliches Augenmerk wird  in ausgewählten Studiengebieten auf die Auswirkungen der Landnutzung und den Landschaftswandel der letzten Jahrzehnte gelegt.
  

Sensitivität von Gletschern in den Ostalpen gegenüber dem Klimawandel
Prof. Dr. Markus Fiebig (BOKU Wien)
 
Gletscher sind markante Elemente des alpinen Raums, die rasch auf Klimaschwanken reagieren. Fluktuationen der Eismassen haben die alpine Landschaft nachhaltig geformt und prägnante geomorphologische Spuren hinterlassen aus denen sich räumliche und zeitliche Informationen zu früheren Gletscherständen ableiten lassen. Die Kartierung und Datierung von glazialen Ablagerungen und Schliffgrenzen gewähren nicht nur Einblicke ins Paläoklima, sondern tragen auch wichtige Daten zur Erstellung und Kalibrierung robuster Gletschermodelle bei, deren Ziel es ist, die zukünftige Entwicklung von Gletschern möglichst genau vorauszusagen. Gegenstand des vorgelegten Forschungsvorhabens ist eine multidisziplinäre Gletscher- und Klimastudie in der Silvrettagruppe. Sie eignen sich damit hervorragend dazu, Klimasignale von Gletschern in den Ostalpen während der jüngsten Epoche der Erd-geschichte, des Holozäns, zu erfassen, bezüglich der Klimasensitivität zu interpretieren und darauf basierend Gletscherprognosen für das 21. Jahrhundert zu erstellen. Mit Hilfe hochpräziser 10Be Expositionsdatierung können Moränen Alter zugeordnet werden, die Gletscherhochstände während holozäner Kaltphasen repräsentieren. Ergänzend werden Radiokarbondatierung und dendrochronologische Analysen eingesetzt werden, um organische Ablagerungen in glazialen Sedimenten zeitlich einzuordnen. Die Kombination mehrerer unabhängiger Datierungsmethoden zusammen mit detaillierter geomorphologischer Kartierung der Gletschersysteme wird es ermöglichen, ein umfassendes Bild von Gletscher- und Klimabedingungen während der letzten 11.700 Jahre in der Silvretta zu erlangen.

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