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Lichenologin am Mikroskop
Lichenologin am Mikroskop, © J.G. Friebe
Lichenologin am Mikroskop
Lichenologin am Mikroskop, © J.G. Friebe

Forschungsprojekte 2015

Forschungsprojekte 2015

Im Jahr 2015 unterstützte die inatura folgende Forschungsprojekte

Fächerübergreifende Projekte

Naturmonografie Wildnisgebiet Samina- und Galinatal
Dipl.Geol. Rudolf Staub / RENAT AG / BZG (Schaan / FL)
 
Durch die naturräumliche Ausgangslage ist im Samina- und Galinatal im Grenzbereich zwischen Liechtenstein und Vorarlberg eine beeindruckende Naturlandschaft entstanden. Dank ihrer Schroffheit und Abgeschiedenheit blieb sie in ihrer Ursprünglichkeit bewahrt und stellt so einen starken Gegensatz zu den nur wenige Kilometer entfernten, stark anthropogen beeinflussten Ballungsgebieten von Alpenrheintal und Walgau dar. Die Förderung einer frei ablaufendenden natürlichen Dynamik wird auch im Naturschutz zunehmend als Strategie verfolgt. Wildnisgebiete schaffen dabei eine wichtige Ergänzung zum eher konservierenden Naturschutz in den bisherigen Naturschutzgebieten. Das Samina- und Galinatal ist ein ideales Modellgebiet um die naturkundliche Bedeutung von Wildnisgebieten aufzuzeigen. Dazu sollen die Naturwerte im Detail erfasst und im Rahmen einer Monografie aufbereitet werden. Gleichzeitig wird damit eine wesentliche Grundlage für die zukünftige Wildnisdiskussion in Liechtenstein und Vorarlberg geschaffen.
 

Monografie Frastanz Stutzberg - Nenzing Gurtis
Mag. Günter Stadler (Koordination) / Mag. Timo Kopf & Team
 
Im Rahmen einer Naturmonografie über das Gebiet Frastanz Stutzberg bis zur Bazora werden 14 Einzelprojekte durchgeführt. Die Projekte sollen einerseits in einer populärwissenschaftlichen Gesamtschau zusammengeführt, andererseits als wissenschaftliche Publikationen auf der Plattform inatura- Forschung Online veröffentlicht werden. Die inatura unterstützt konkret ein Projektbündel zur Erforschung mehrerer Gruppen von wirbellosen Tieren im Monographie-Gebiet: Schnecken und Muscheln, Spinnen und Weberknechte, Heuschrecken, Wanzen, Hautflügler, Käfer.
 

Erfolgskontrolle Hochmoorrenaturierung Götzner Moor
Naturschutzbund Vorarlberg / Mag. Bianca Burtscher
 
Im Interreg-Projekt "Nachhaltiges Moormanagement" konnte der Naturschutzbund Vorarlberg das Hochmoor im Götzner Moor durch umfangreiche Gehölzentnahmen und den Einbau von 19 Stauwehren in alte Entwässerungsgräben aufwerten und somit die Voraussetzungen für eine Regenerierung des Torfkörpers schaffen. Es ist zu erwarten, dass von der Auflichtung der Hochmoorflächen und den Verbesserungen des Wasserhaushaltes zahlreiche typische Arten der Zwischen- und Hochmoore profitieren werden. Ziel des beantragten Projektes „Erfolgskontrolle Hochmoorrenaturierung Götzner Moor“ ist die wissenschaftliche Dokumentation des Artenwandels in der Anfangsphase nach erfolgter Renaturierung. Da es sich um die erste Hochmoorrenaturierung in Vorarlberg handelt, erhoffen wir uns von der Erfolgskontrolle auch Hinweise für Verbesserungen bei zukünftigen Renaturierungsprojekten ähnlicher Art.
 

Botanik - Mykologie

Kartierung von Großpilzen (Ascomyceten, Basisiomyceten und Myxomyceten) sowie Sammlung und Bestimmung von Pilzen zur Erstellung eines Herbariums
Werner & Isabella Oswald (Frastanz)
 
Eine intakte Pilzflora ist für die Vorarlberger Wälder existenziell wichtig. Das Forschungsprojekt ist deshalb nicht nur für den Naturschutz von größter Bedeutung, die Ergebnisse können auch im Bereich der Forstwirtschaft vielfältig verwendet werden.
  

Nachbestimmung / Revision von Flechten-Belegen aus der Sammlung der inatura Erlebnis Naturschau GmbH
Mag.Dr. Margot Kaufmann (Lochau)
 
Neben jüngeren Flechtenfunden besitzt die inatura Einzelbelege unterschiedlicher Sammler aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert. Sie sind derzeit unter dem damaligen Bestimmungsergebnis inventarisiert. Diese ursprüngliche Bestimmung erfolgte durch Amateure, sodass Bestimmungsfehler nicht ausgeschlossen sind. Inzwischen haben die Flechten eine umfassende Neubewertung mit teilweise beträchtlichen Änderungen in Systematik und Taxonomie erfahren. Ziel der Arbeiten ist eine Überarbeitung und Nachbestimmung der historischen Flechtenbelege unter Anwendung moderner taxonomischer Konzepte.
 

Zoologie

Die Zikaden Vorarlbergs
Mag.Dr. Werner Holzinger (Ökoteam Graz)
 
Die Zikaden Vorarlbergs sind bislang sehr schlecht untersucht. Die einzige umfassende Publikation stammt aus dem Jahr 1946. Bislang sind 211 Zikadenarten aus Vorarlberg bekannt. Die tatsächliche Artenzahl ist vermutlich zumindest doppelt so hoch. Im Rahmen von 18 Personentagen sollen ein breites Spektrum der Lebensräume mit verschiedenen Methoden zikadenkundlich untersucht werden, um ein modernes Arteninventar zur Zikadenfauna Vorarlbergs erstellen zu können. Zudem können Aussagen zum Vorkommen naturschutzfachlich wertbestimmender Arten in den bearbeiteten Lebensräumen und Flächen getroffen werden.
 

Die Wanzenfauna (Heteroptera) des Kleinwalsertals
Mag. Walter Niederer (Gaißau)
 
Die  Wanzenfauna des Kleinwalsertals wird durch untersuchung von möglichst vielen diversen Lebensräumen erhoben. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Biotopinventar gelisteten Standorten. Zu den Wnazen des Kleinwalsertals sind derzeit noch kaum Daten verfügbar. Die Erhebung ist ein Teilprojekt zur Erstellung einer Roten Liste dieser Tiergruppe.
 

Barcoding der Wanzen Vorarlbergs
Dr. Wolfgang Rabitsch (Wien)
 
Wanzen sind eine Insektengruppe deren Wert als Deskriptoren und Indikatoren für den Naturschutz unbestritten ist, da viele Arten eine enge Bindung an bestimmte Umweltparameter, an eine Pflanze, an das Bodensubstrat oder an das Mikroklima zeigen. Wegen der fehlenden Tradition an Bearbeitern und der zerstreuten faunistischen und taxonomischen Literatur ist es jedoch keine "leichte" Gruppe und so gelten Wanzen bislang kaum als "planungsrelevant" für Gutachten oder naturschutzfachliche Fragestellungen. Eine Checkliste der Wanzen Österreichs sowie eine Bibliographie der Wanzenkunde listeen für Österreich 906 Wanzenarten. Das Ziel des vorliegenden Projektes ist es mit verschiedenen Methoden in einem breiten Spektrum geeigneter Lebensräume nach Wanzen zu suchen, um 1) das Arteninventar der Wanzen Vorarlbergs weiter zu vervollständigen und 2) den "genetischen Fingerabdruck" der Wanzen im Rahmen von ABOL zu ermitteln. Über diesen arttypischen Barcode sollen Arten zukünftig bestimmt werden können. Dazu nötig ist erster sicher bestimmter Grundstock der einzelnen Arten als Vergleichswert für zukünftige Bestimmungen.
 

Erfassung der FFH-Anhang-IV-Art Sympecma paedisca (Brauer, 1877) sowie Bestandesabschätzung und Abschätzung der Entwicklung dieser in Vorarlberg
Mag. Walter Niederer - Naturschutzverein Rheindelta
 
Die Sibirische Winterlibelle Sympecma paedisca ist europaweit bedroht und daher nach Anhang IV der FFH-Richtlinie geschützt. Aus Vorarlberg sind zwar historische und aktuelle Funde bekannt, doch es gibt keinerlei Abschätzungen des Gesamtbestandes oder gar Angaben zu dessen Entwicklung in den letzten Jahren. Das Hauptverbreitungsgebiet wird am Bodenseeufer mit den FFH-Schutzgebieten Rheindelta und Bregenzerach-Mündung / Mehrerauer Seeufer vermutet. Die Vorkommen in Vorarlberg sind innerhalb Österreichs von herausragender Bedeutung.
 

Über das Vorkommen der Helmazurjungfer im Raum Dornbirn - Hohenems
Mag. Paul Amann (Schlins)
 
Die Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuriale) ist eine der am stärksten bedrohten Libellen Mitteleuropas und genießt daher europaweit höchsten Schutzstatus. Sie ist im Anhang II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU genannt. In Vorarlberg waren bisher nur zwei Fundorte mit bodenständigen Populationen bekannt. Das Vorkommen im Rheintal wurde von Hostettler (2001) noch als »Einzelfund« gedeutet, dürfte aber das bedeutendste im Lande sein. Das Projekt soll genaue Angaben über das Vorkommen und über die Populationsdichte dieser seltenen Libelle im Rheintal liefern. Zusätzlich wird die gesamte Libellenfauna im Untersuchungsgebiet aufgenommen.
 

Zur aktuellen Situation ausgewählter FFH-Schmetterlingsarten in Vorarlberg
Mag. Kurt Lechner (Weerberg) und Mag. Alois Ortner (Stans)
 
Als Mitglied der Europäischen Union hat sich Österreich verpflichtet, Maßnahmen zum Schutz und Erhalt von Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse zu ergreifen. Dazu gehört nicht nur eine Überprüfung der aktuellen Verbreitung der betroffenen Arten, sondern auch die Ausarbeitung gezielter Artenschutzkonzepte. Um den Richtlinien der EU zu entsprechen, ist es sinnvoll die aktuelle Situation (Verbreitung, Gefährdung, Erhaltungsmaßnahmen) der in den beiden Anhängen gelisteten Arten darzustellen.
  

Wiesenbrüter und Storch
Naturschutzverein Rheindelta
 
Monitoring von Storch, Kiebitz und anderen Vögeln im Vorarlberger Rheintal.
 

Einflüsse von Habitat und Totholzkäfer auf das Vorkommen des Weissrückenspechts im Raum Vorarlberg, Liechtenstein und Ostschweiz
Vogelwarte Sempach
 
Der Weissrückenspecht gilt als die Spechtart mit den höchsten Ansprüchen in Bezug auf die Waldstruktur. Als Lebensraum bevorzugt er nicht oder wenig bewirtschaftete alte Laub- und Mischwälder mit sehr hohem Totholzanteil. Er kann daher als Charakterart naturnaher Wälder gesehen werden. Da diese alten, totholzreichen Wälder heute als Folge der jahrhundertelangen, teilweise intensiven Waldnutzung in Mitteleuropa weitgehend fehlen, ist der Weissrückenspecht die seltenste und am meisten gefährdete Spechtart Mitteleuropas. Der Bestand in  Vorarlberg wird aktuell auf rund 80 bis 100 Brutpaare geschätzt. Bisherige Studien zur Bedeutung von Habitatstrukturen für den Weissrückenspecht wurden fast ausnahmslos in alten, seit längerem nicht mehr bewirtschafteten Wäldern durchgeführt. Sie können nur bedingt auf bewirtschaftete Wälder übertragen werden. Diese Studie soll die Wissenslücken bezüglich der ökologischen Ansprüche der Spechtart schliessen und eine Grundlage für eine artgerechte Waldbewirtschaftung und den Schutz der Art liefern.

Erdwissenschaften

Integrating geodiversity and biodiversity data in Vorarlberg
Dr. Mat De Jong / Dr. Leo de Graaff (RFASE, Broek op Langedijk / NL)
   
Geologische Landformen haben signifikanten Einfluss auf den Bewuchs und damit auf die Biodiversität eines Gebiet. Wie sich der Landschaftswandel auf die Lebewelt auswirkt, soll in dieser Pilotstudie evaluiert werden.
  

Geomorphologische Kartierung 1:10.000
Dr. Leo de Graaff (RFASE, Broek op Langedijk / NL)
 
Die Arbeitsgruppe um Leo de Graaff / Universität Amsterdam führt in Vorarlberg seit über 40 Jahren geomorphologische Kartierungen im Maßstab 1:10.000 durch. Die geomorphologische Kartierung ist Grundvoraussetzung für das Verständnis der spät- bis nacheiszeitlichen Prozesse, die das Bild unserer Landschaft prägten. Sie hilft, dieses Geschehen im Detail zu erfassen und dient darüber hinaus als Hilfsmittel für angewandte Fragenstellungen in Raumplanung, Forstwirtschaft und Naturschutz.
 

GIS research programme Vorarlberg
Dr. Leo de Graaff (RFASE, Broek op Langedijk / NL)
Dr. Harry Seijmonsbergen (Universiteit van Amsterdam : Betreuung von Diplomarbeiten)
 
Die Ergebnisse der geomorphologischen Kartierung werden für die digitale Kartenerstellung aufbereitet. Gleichzeitig erleichtern GIS-Funktionalitäten das Erkennen von morphologischen Strukturen, die im Gelände infolge von Bebauung und Bewirtschaftung nur schwer fassbar sind. Datenmaterial aus Vorarlberg fließt dabei in innovative Studien der Universität Amsterdam, die in internationalen Fachzeitschriften publiziert werden.
 

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