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Kleiner Scherenkanker - Ischyropsalis carli
Kleiner Scherenkanker - Ischyropsalis carli (Männchen) aus dem Valzifenzbach, Montafon, © Ch. Komposch / ÖKOTEAM
Kleiner Scherenkanker - Ischyropsalis carli
Kleiner Scherenkanker - Ischyropsalis carli (Männchen) aus dem Valzifenzbach, Montafon, © Ch. Komposch / ÖKOTEAM

Kleiner Scherenkanker

Kleiner Scherenkanker

Dieser versteckt lebende Bodenweberknecht ist zwar alles andere als leicht zu finden; falls dies aber gelingen sollte, stehen oder knien sie vor einer der spektakulärsten Tierarten Europas!

Kleiner Scherenkanker – Ischyropsalis carli LESSERT, 1905

Systematik

Familie Scherenkanker (Ischyropsalididae)
Ordnung Weberknechte (Opiliones)
Klasse Spinnentiere (Arachnida)


Bestimmungs-Merkmale

Körperlänge 3,8-6 mm;
Vergleichsweise kleiner Scherenkanker, der dennoch eine Spannweite von ca. 4 cm erreicht. Köper und Laufbeine sind schwarz und hart gepanzert. Die wie bei allen Vertretern dieser Gattung auffallend großen Cheliceren erreichen bei dieser Art etwa die 1,5-fache Körperlänge. Die wissenschaftlich exakte Artbestimmung ist schwierig und erfolgt über die Dornen an den Cheliceren und die männliche Genitalmorphologie. Jungtiere sind weißlich und weichhäutiger, aber auch an ihren großen Cheliceren bereits eindeutig als Scherenkanker zu erkennen.

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Verbreitung in Vorarlberg

In allen gebirgigen Landesteilen zu finden, insgesamt liegen jedoch erst wenige Nachweise vor. Eine Verbreitungskarte für Vorarlberg zeichnete Willi Breuss (2002) in der Vorarlberger Naturschau.
Ischyropsalis carli ist ein kleinräumig verbreiteter Endemit der westlichen Zentralalpen, von der Ostschweiz über Westösterreich und das deutsche Allgäu bis nach Piemont und in die Lombardei in Italien.

Höhenverbreitung

Montanstufe; Nachweise aus dem Ländle stammen zwischen 800 und 1960 m Seehöhe, in Nordtirol wurde die Art auch auf 2100 m nachgewiesen.

Biologie

Der Kleine Scherenkanker ernährt sich räuberisch von Gehäuseschnecken (J. Haft in litt.); ob er auch andere Kleintiere frisst, ist noch unbekannt. Lebensdauer: mindestens 1 Jahr, vermutlich überwintern aber adulte Tiere; damit könnte diese Art auch mehrjährig sein.

Ökologie

Hoch spezialisierte, feuchtigkeitsliebende (stenotop-hygrobionte) Art, die ausgesprochen sensibel auf Veränderungen des Kleinklimas reagiert. Außerdem ist diese Spezies als höhlenliebend (troglophil) einzustufen.
Habitate sind die Spritzwasserzone von Wasserfällen und von Gebirgsbächen; hier ist Ischyropsalis carli nahe der Wasserlinie in unterspülten Ufern (Erdüberhängen mit Moosen und abgestorbenen Farnwedeln), unter Wurzelstöcken und anderem Totholz zu finden; weitere Funde gelangen tief im Block in Dolinen, wo ebenfalls ein konstantes feucht-kühles Kleinklima gewährleistet ist. Bewohnt auch permanent feuchte Laubstreuschichten. Überschwemmungszonen werden hingegen gemieden.

Rote-Liste Österreichs

Landes- und österreichweit „Stark Gefährdet“ (EN – Endangered).

Nachweis

Gezielte Suche in geeigneten Biotopen mittels Stirnlampe am Tag oder in der Nacht. Wenden von Totholz, Drehen von Steinen, Eingraben in Blockhalden und „Abklopfen“ von Erdüberhängen. Auch das Aussieben von Laubsubstrat, Moospölstern oder abgestorbenen Farnwedeln kann zum Erfolg führen (Bodensieb-Methode).

Wissenswertes

Forschungsbedarf besteht vor allem hinsichtlich der Lebensdauer und Ernährungsbiologie. Die deutsche Firma Nautilusfilm hat professionelle und spektakuläre Filmaufnahmen zur Ernährungsbiologie dieser Tiere hergestellt. Der Spitzname des aus Vorarlberg stammenden Hauptdarstellers ist „Carlchen“.

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